Hösbach bot an diesem Wochenende alles, was Sprint-Fans lieben und fürchten: 30 °C Hitze, flirrende Luft über der Tartanbahn und ein wechselhafter Wind, der zwischen -3,0 m/s Gegenwind und +2,5 m/s Rückenwind schwankte. Wer hier schnelle Zeiten laufen wollte, brauchte neben Topform auch das Quäntchen Glück mit den Bedingungen.
Tag 1
100 m Frauen: Ein Rennen mit Geschichte
Die Vorläufe wurden zur Windlotterie. Nina Bauch nutzte fast windstille Bedingungen und zog mit lockeren 11,92 s in den Zwischenlauf ein.
Weniger Glück hatten Katharina Vogl und Komal Datta, die mit starkem -2,3 m/s Gegenwind zu kämpfen hatten. Auch Franziska Aderbauer und Theresa Jäger hatten Pech in der Windlotterie.
Im Zwischenlauf legte Nina nach: Bei leichtem Gegenwind (-0,9 m/s) steigerte sie sich auf 11,75 s und qualifizierte sich souverän für das Finale. Dort wartete ein starkes Feld mit Katrin Fehm, Titelverteidigerin Svenja Pfetsch, Deutsche Meisterin Amelie-Sophie Lederer sowie Annika Just und Denise Uphoff. Die Zwischenlaufzeiten lagen dicht beieinander (11,70–11,85 s) – ein hochklassiges Finale war garantiert.
Finale – „Ein Lauf wie im Traum“
Der Wind dreht sich vor dem Start: +1,4 m/s Rückenwind – perfekte Voraussetzungen. Nina justiert noch einmal den Startblock. Mit dem Startschuss zeigt Nina Nervenstärke: blitzschneller Antritt, explosive Beschleunigung, nachezu perfekter Start – sie setzt sich früh an die Spitze. Das Feld bleibt jedoch dicht und kämpft bis zum Schluss um jede Hundertstel. Auf den letzten Metern bleibt Nina ruhig, hält ihren Rhythmus und bringt den Vorsprung ins Ziel. Ein Jubelschrei.
Das Ergebnis auf der Anzeigetafel:
- Platz: Nina Bauch – 11,51 s (Neuer schwäbischer Rekord)
- Platz: Annika Just – 11,54 s
- Platz: Katrin Fehm – 11,56 s
- Platz: Svenja Pfetsch – 11,58 s
Mit ihren 11,51 s verbessert Nina den alten schwäbischen Rekord aus dem Jahr 2003 (11,58 s). Dieser wurde von keiner Geringeren als Verena Sailer gehalten, der späteren Europameisterin und Olympiateilnehmerin.
Für Nina war es ein Moment „wie im Traum“ – ein perfekter Lauf, Nervenstärke und das Wissen, sich gegen ein absolutes Top-Feld durchgesetzt zu haben.
400 m Frauen: Doppelschlag und geplatzte Knoten
Auch über die 400 m flach gab es Grund zum Jubeln: Bei den Langsprinterinnen platzte der Knoten – und wie! Ella Schmucker und Leila Killian, Trainingskolleginnen und Konkurrentinnen, machten den Titel unter sich aus.
Ella Schmucker zeigte von Beginn an, warum sie zu den schnellsten gehört. Mit ihrem explosiven Antritt und hohem Tempo auf den ersten 300 m ließ sie der Konkurrenz keine Chance. Am Ende durchbrach sie die magische 56-Sekunden-Marke und holte sich den Titel souverän in 55,51 s. Gleichzeitig löste sie im letzten Moment das Ticket zur Deutschen Meisterschaft der Aktiven Anfang August (B-Norm).
Leila Killian kämpfte sich nach mehreren verletzungsgeplagten Monaten eindrucksvoll zurück. Mit starkem Finish und beeindruckendem Kampfgeist räumte sie von hinten das Feld auf und lief in 57,43 s eine neue persönliche Bestzeit – Platz 2 als verdiente Belohnung. Zwei gegensätzliche Langsprinterinnen, die beide mit ihren Stärken glänzten: Ella – die Gejagte, die über ihre Schnelligkeit dominiert. Leila – die Kämpferin, die mit einem starken Endspurt aufholt.
Larissa Bergmair komplettiert das Feld und belegte Platz 5.
800 m Männer U20: Persönliche Bestzeiten im Doppelpack
Auch die Mittelstreckler überzeugten:
Jesper Hartung lief ein starkes Rennen, steigerte sich auf eine neue persönliche Bestzeit von 1:57,49 min und holte sich damit die Silbermedaille.
Noah Hafner verbesserte sich ebenfalls deutlich und belegte mit 1:58,53 min den 4. Platz. Tom Threadgold verbesserte ebenso seine persönliche Bestzeit auf 1.ä:56,96 min und belegte Platz acht bei den Männern.
Weitsprung Frauen: Franziska Aderbauer mit einem Sprung der Nervenstärke
Franziska Aderbauer machte es im Weitsprung spannend – und lieferte im entscheidenden Moment. Nach fünf Durchgängen lag sie mit 5,64 m auf Rang 4, nur 1 cm hinter Platz 3. Es fehlten 2 cm, um auf das Podium zu springen. Für den letzten Versuch forderte Franziska das Publikum zum Klatschen auf, ließ sich von der Energie beflügeln – und setzte alles auf eine Karte. Der Lohn: Ein Satz auf 5,77 m, neue persönliche Bestleistung, und der Sprung von Rang 4 direkt auf Platz 2. Dabei war der Versuch noch nicht perfekt: Mindestens 20 cm blieben am Brett liegen. Umso beeindruckender, wie Franziska im entscheidenden Moment die Nerven behielt und sich mit einem starken Finish Silber sicherte.
Abschluss des Tages: Staffelrekord und starker 2. Platz
Zum krönenden Abschluss des Tages sorgte die 4×100 m-Staffel der Frauen für ein weiteres Highlight: In der Besetzung Katharina Vogl, Franziska Aderbauer, Ella Schmucker und Nina Bauch sprintete das Quartett zu einem neuen schwäbischen Rekord in 46,39 s und sicherte sich einen starken 2. Platz.
Wir freuen uns auf den 2. Tag der Bayerischen Meisterschaften. Mit Nina Bauch über die 200 m, eigentlich Favoritin – doch die packenden 100 m haben gezeigt, dass alles möglich ist. Auch auf Leila Killian und Fynn Simson über die 400 m Hürden darf man gespannt sein.
